Durch die großen Veränderungen, die uns im letzten Jahr begegnet sind, sind viele Menschen ratlos, was sie in der nächsten Zeit noch tun können.

Dabei kann jetzt die Zeit sein, um Pläne zu machen, zu träumen und ein bisschen nachzudenken, über das, was man bis jetzt getan hat, was man noch vor hat und wofür man all das eigentlich tut… Inzwischen bin ich kurz vor dem Abitur und habe ganz verschiedene Erfahrungen mit der Schule gemacht. Manche davon habe ich in sehr guter Erinnerung, andere waren weniger angenehm. Fest steht jedoch, dass ich aus jeder Situation etwas lernen konnte; dass sie mich geformt hat genauso wie ich die Situation geformt habe.

Vielleicht das ausgefallenste Erlebnis, das ich in meiner Schulzeit hatte, war ein Austausch nach Frankreich. Er bestand darin, dass meine Austauschschülerin drei Monate mit in meiner Familie gelebt hat und mit mir in die Schule gegangen ist, und ich im Gegenzug drei Monate mit ihr zusammen in ihrer Familie gelebt habe. Neben den offensichtlichen Änderungen, die mein Leben für diese drei Monate erfahren hat (dass ich in einer anderen Stadt mit anderen Menschen und anderer Sprache gelebt habe), waren es vor allem alltäglichen Situationen und die Art und Weise, wie Dinge gemacht wurden, die anders waren. Zum Beispiel waren die französischen Schülerinnen und Schüler deutlich selbstständiger und aktiver, im Guten wie im Schlechten. Jeder Unterricht war somit lauter und chaotischer, aber wer Interesse am Geschehen hatte, arbeitete auch mit und brachte sich ein. An anderer Stelle fiel mir vor allem auf, dass die Freizeitgestaltung ganz anders geartet war. Da oft bis um fünf Uhr nachmittags Schule war, hatten die meisten nur am Wochenende oder am Abend Zeit für Freizeit und Freunde. Da konnte man eben nicht, wie ich es gewohnt war, im Lauf der Woche zum Sport, in die Musikschule, ins Orchester gehen und sich dreimal mit Freunden an der Elbe treffen.

Durch all diese Erfahrungen, dass etwas anders ist als gewohnt, konnte ich ungemein viel über mich selbst lernen. Ich konnte üben, mit neuen Situationen umzugehen, üben, mit Menschen, die eine andere Sprache sprechen, in Kontakt zu kommen und an jeder neuen Situation merken, was ich mag und was nicht, was mir gut tut und was nicht und welche Strategien sich gut eignen, um damit umzugehen.

Diesen Erfahrungsschatz hätte ich in den drei Monaten, die ich in Frankreich verbracht habe, niemals gewinnen können, wenn ich in Radebeul in meiner gewohnten Umgebung geblieben wäre. Auch das Nachhause-Zurückkommen war ein ganz besonderes Erlebnis. Ich begann, meine durchaus komfortable Lebenssituation mit einem behüteten Elternhaus in einer ruhigen Kleinstadt noch mal neu schätzen können, mit all ihren Vorzügen und Nachteilen.

In diesem Sinne kann ich jedem Menschen, der Lust auf Leben hat, nur empfehlen, sich einer anderen Umgebung auszusetzen und daran zu wachsen und sich selbst kennen zu lernen. Und da ich weiß, dass es im Moment mit dem Reisen etwas schwierig ist, rate ich dazu, sich mit Hoffnung für die nächsten Monate schon mal ans Träumen, Planen und Vorbereiten zu machen, denn auch Vorfreude ist eine sehr schöne Form von Freude.

Elsa Bader, 12/1