Soziales Lernen „Compassion“
am Lößnitzgymnasium Radebeul
Leben wir in einer Ellenbogengesellschaft? Die Frage mag dramatisch sein. Vielleicht ist sie überzogen. Aber gerade in wirtschaftlich und sozial schwierigen Situationen besteht die Gefahr, dass jeder sich selbst der Nächste ist. Kurzfristig mag das ein erfolgreiches Konzept des Lebens sein. Auf Dauer aber leiden die gesellschaftliche Gerechtigkeit und der Mensch selbst darunter. Hier ist die Schule als wichtiger Ort der Bildung junger Menschen in besonderer Weise gefordert. Deshalb gibt es seit dem Schuljahr 2007/2008 das Projekt „Compassion” an unserer Schule. Es wird in der 9. Klasse im Rahmen des fächerverbindenden Unterrichts durchgeführt.
Das Compassion-Projekt vertraut darauf, dass Mit-Leidenschaft – so könnte Compassion ins Deutsche übertragen werden – gelernt werden kann. Das besondere des Projekts besteht darin, dass soziales Lernen einerseits als Erfahrungslernen organisiert wird. Dazu dient das zweiwöchige Sozialpraktikum. Andererseits wird dieses Praktikum durch den Unterricht in der Schule vorbereitet und vor allem auch nachbereitet. Im Praktikum können die Schüler Lebensbereiche kennen lernen, die Ihnen heute vielfach fremd bleiben würden, wie zum Beispiel die Situation kleiner Kinder oder, die von alten, kranken und sterbenden Menschen, Behinderter oder auch Obdachloser.
Vor dem Praktikum gibt es Raum und Zeit, darüber nachzudenken, was eigentlich die eigene Einstellung zu den Schwachen ausmacht. Wie sehen wir uns selbst, wie die Anderen. Was verstehen wir unter „normal”, was unter „sozial bedürftig”? Und aus welchen Traditionen speist sich diese jeweils eigene Einstellung? In dieser Weise vorbereitet gehen die Schülerinnen und Schüler in das Praktikum. Dort müssen sie sich ganz bewusst mit der einen oder anderen Schwierigkeit auseinandersetzen, aber sie werden bestimmt auch die durchaus wohltuende Erfahrung machen, gebraucht zu werden.
Mit vielen neuen Eindrücken und oftmals in ihrer Persönlichkeit gereift kehren die Schülerinnen und Schülern wieder in die Schule zurück. Hier findet die Nachbereitung zum Praktikum statt. Zum einen werden im Zuge des Auswertungstages die vielen Erlebnisse ausgetauscht und reflektiert. Reflexion geschieht aber auch schon während des Praktikums. Dort wird ein Praktikumstagebuch geführt, welches in der Nachbereitungszeit zur Grundlage einer thematisch frei zu wählenden Belegarbeit wird. Da die Reaktionen der Schüler zum Projekt überwiegend positiv sind, wird es auch für die nächsten Klassen sicherlich eine gute Erfahrung sein, am Compassion-Projekt teilzunehmen.
Das Formblatt zur Bestätigung des Sozialpraktikums durch den Betrieb ist im Schülerbereich der Downloads zu finden.