Etwas abgelegen vom kleinen Dörfchen der Nordseeinsel Wangerooge liegt unsere Unterkunft für fünf Tage – eine Jugendherberge. Mit ziemlich gutem Essen, sogar für Vegetarier und Veganer, und schönen Zimmern mit Balkon, wunderschönem Ausblick und natürlich einer aufgeschlossenen lustigen Truppe, ist es hier niemandem schwer gefallen, sich gleich wohl zu fühlen.

Unser Tagesplan war jeden Tag voll ausgefüllt, allerdings nie so, dass es zu viel war.

Bei einer Radtour zum Leuchtturm lernten wir gleichzeitig die Insel kennen. Im Nationalparkhaus der Insel sahen wir uns erst einen Film über das „Niedersächsische Wattenmeer“ an und dann einen über „Robben“ (für Drittklässler ohne Ton), der mehr aus Bildern bestand. Am nächsten Tag sammelten wir Müll beim „Müllmonitoring“, wobei erschreckend viel Müll in nur 400 Metern zusammenkam. Anschließend eine Wanderung über die Insel, ähnlich der Radtour. Auch ein Kinobesuch war drin und spätestens nach den 220 Stufen bis zum Aussichtsturm der Jugendherberge, von dem man die ganze Insel von oben sehen konnte, war auch der letzte begeistert. Die vogelkundliche Führung und die vielen gemeinsamen Abende in den Gruppenräumen mit dem ein oder anderem „lustigen Spiel“, rückte unsere Gruppe noch ein Stück näher zusammen. Der krönende Abschluss für mich persönlich war die Nachtwanderung unter sternenklarem Himmel. Sogar die Milchstraße war für alle sichtbar. Letztendlich wird wahrscheinlich allen die Wattwanderung am meisten, vielleicht auch am kältesten, in Erinnerung bleiben.

Gelernt haben wir in den drei Stunden aber eine Menge. Das eigentliche Watt sind die Flächen, die bei Flut überschwemmt sind und bei Ebbe trocken fallen. Das Watt nimmt 2/3 des gesamten Wattenmeeres ein. Bei Ebbe zurück bleibt die „Schlickwüste“, durch die auch unsere Gruppe, anfangs sogar noch halbwegs warm und mit trockenen Füßen, gewatet ist. Die ersten Lebenszeichen auf dem Weg ins Watt konnte man schon mit bloßem Auge erkennen: bräunlich-glitschig überziehen Algen den Wattboden. Wir begegnen schmalen bandförmigen Spuren – ein Hinweis auf die Wattschnecken, die mit ihren Raspelzungen die Algen abgrasen. Teller -, Pfeffer- und Herzmuscheln haben wir schon vor der Wattwanderung zur Genüge gesammelt. Eine „Neubürgerin“ im Watt, der wir in ca. 25 cm Größe begegnet sind, ist die pazifische Auster. Außerdem sieht man im gesamten Watt verteilt kleine Häufchen von hellem Sand, die wie Spaghetti aussehen. Eine Etage unter diesen Häufchen, in ca. 30 cm Tiefe, leben die „Sandfresser“. Der Wattwurm wohnt in einer u–förmigen Röhre. An einem Ende frisst er den Sand in sich hinein, verdaut die darin enthaltenen Nährstoffe und „entsorgt“ den jetzt saubersten Sand im Watt am anderen Ende.

Ganz kunstvoll wohnt der Bäumchenröhrenwurm, in einer Röhre aus Sandkörnern und Muschelstückchen, die einer von uns nun, getrocknet, als Lesezeichen verwenden wird. Anfangs suchen wir daher nach den aus dem Boden ragenden Bäumchenkronen, durch die der Wurm seine Nahrung aufnimmt und reißen anschließend – ganz im Sinne der Wissenschaft – eines der Häuser ab.

Wer jetzt Interesse daran hat, an einer solchen Wattwanderung im Oktober teilzunehmen, dem kann ich nur empfehlen: nehmen Sie am besten soviel Kleidung mit wie Sie haben, sonst haben Sie erfahrungsgemäß, wenn Sie wieder zu Hause sind, lediglich ein starkes Bedürfniss schnell, sehr heiß zu duschen.

Anna-Maria Lux, Klasse 11