Zeitzeugengespräch mit Hans-Peter und Peggy Spitzner
Eine Aneinanderkettung zufälliger Ereignisse
Stellen Sie sich vor, Sie leben in einem Staat, in dem es keine Meinungsfreiheit, keine Reisefreiheit, keine Rechtsstaatlichkeit und eine permanente Kontrolle durch den Staat gibt. So ging es den Bürgerinnen und Bürgern der DDR, die von 1949 bis 1989 existierte.
Freiheit ist heute eines der aktuellsten Themen, besonders weil diese in vergangenen Zeiten oft nicht gegeben war. Die DDR ist eines der besten Beispiele hierfür, da diese die Selbstbestimmung der Menschen stark unterdrückt hat. Deshalb ist es wichtig, sich heute mit dem Thema zu beschäftigen und sicher zu stellen, dass die Freiheit der Menschen in Zukunft nicht noch einmal so stark eingeschränkt wird.
Im Rahmen des FvU Klasse 10, in dem wir uns mit dem Thema „Freiheit- wie möchte ich leben?“ beschäftigen, hatten wir am 12.06. ein Zeitzeugengespräch mit zwei DDR-Flüchtlingen. Hans-Peter Spitzner und seine Tochter Peggy sind zu uns gekommen, um von ihrem Leben in der DDR und ihrer Flucht in den Westen zu erzählen. Dr. Alexander Müller von der Behörde zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hat dabei das Gespräch geleitet und uns Informationen über das Leben in der DDR und die Stasi gegeben.
Die beiden Zeitzeugen waren die Letzten, die aus der DDR über den Checkpoint Charlie flüchteten. Herrn Spitzners spontaner Plan war es, einen amerikanischen Soldaten zu finden, der ihn über den Checkpoint Charlie nach Westberlin schmuggeln sollte, da deren Autos nicht kontrolliert wurden.
1989, als Spitzners Frau gerade in Österreich weilt, wagen beide die Flucht mit dem amerikanischen Soldaten Eric. Den kennen sie zwar nicht, vertrauen ihm aber trotzdem ihr Leben an und steigen in den Kofferraum seines Autos.
Mit dabei waren seine kleine Tochter und ein gehöriges Maß an Angst. Angst davor, entdeckt zu werden. Angst davor, dass der Kofferraumdeckel geöffnet wird. Angst um Peggy und um das eigene Leben. Doch nichts von alledem trat ein. Beide erreichten ohne Zwischenfälle die andere Seite der Grenze. Sie waren in Westberlin. Für Hans-Peter fühlte sich die anschließende Reise wie eine Ewigkeit an. Hans-Peters Spitzners letzte Aktion in der DDR war eine, die in die Freiheit führte: Er nahm sein eigenes Schicksal in die Hände.
Das alles haben sie Eric Yaw zu verdanken, einem amerikanischen Soldaten, der seinen Beruf und sein Leben für sie aufs Spiel setzte. Familie Spitzner hat auch heute noch Kontakt zu ihrem Retter. Solch eine Fluchthilfe war für die amerikanischen Soldaten verboten, doch er half Vater und Tochter aus voller Überzeugung und würde es immer wieder tun.
Ich finde es sehr beeindruckend, dass bei so einem Ereignis Fremde zu Freunden werden können, und ich bin dankbar, dass die Familie Spitzner uns an ihrer Geschichte hat teilhaben lassen.
Wir möchten uns noch einmal ganz herzlich bei den Spitzners bedanken und hoffen, dass man dieses Gespräch auch im nächsten Jahr den Zehntklässlern nicht vorenthält.
Schülerbeiträge Modul 1, Freiheit