Schüleraustausch mit der Ukraine
Seit April 2011 bot das Lößnitzgymnasium Radebeul den Russischschülern die Möglichkeit, an einem Austausch in den ostslawisch sprechenden Raum teilzunehmen. Die Verständigung klappt über Deutsch, Russisch und Englisch. Unsere Partnerschule ist das 5. spezialisierte Lyzeum in Obuchiv, Radebeuls Partnerstadt vor den Toren Kiews. Bisher führten wir fünfmal einen Austausch durch, der jeweils einen Aufenthalt in der Ukraine und einen in Deutschland beinhaltete. Während des Austauschs sind die Schüler in Gastfamilien untergebracht, besuchen den Unterricht mit und erleben Schulalltag und vielfältige Unternehmungen, z.B. gehörte stets ein Tagesausflug nach Berlin dazu, ein gemeinsamer Besuch des Historischen Grünen Gewölbes in Dresden, in Kiew der Besuch des Höhlenklosters oder einer Bootsfahrt auf dem Dnepr. Alles Weitere wurde den Wünschen angepasst.
Der Ukraine-Austausch 2022 und 2023 konnte nur einseitig stattfinden: jeweils sechs Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine und verbrachten viele erlebnisreiche Tage in Gastfamilien in und um Radebeul und im Lößnitzgymnasium.
Ausflüge in die Sächsische Schweiz und nach Berlin waren Höhepunkte, aber natürlich auch der Empfang im Radebeuler Rathaus beim OB und die wundervollen Stunden in Dresden und Moritzburg. Was aber stets als besonders in Erinnerung bleibt, sind die persönlichen Begegnungen: Grillen im Familiengarten, Lagerfeuer, Elb- und Waldspaziergänge, Karten spielen, Pizza essen, Musik hören.
Unser Austauschprogramm fand im Sommer 2024 noch mal eine neue Form: Wir luden 20 jüngere Kinder aus unserer Partnerschule in ein Sommerferienlager ein, das wir in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kinderschutzbund Radebeul organisierten. 8 Jugendliche des Lößnitzgymnasiums arbeiteten als Betreuungsteam rund um die Uhr. Die ukrainischen Kinder im Alter von 11-13 Jahren erholten sich in Radebeul bei viel Sport und Spiel, bei Ausflügen, Theater- und Museumsbesuchen, im Freibad, genossen Ruhe und Unbeschwertheit.
Wir möchten unsere Schulpartnerschaft unbedingt fortsetzen.
Für Juli 2025 ist erneut ein Kinderferienlager geplant.
Reflexionen zum Besuche der ukrainischen Gruppe im September 2023
Georg :
Frage: Wie lief das so in unserer Familie mit zwei Gästen aus der Ukraine?
Bei uns lebten während des Schüleraustausches gleich zwei Gäste, eine Austauschschülerin und ein Austauschschüler. Sie bekamen jeder ein eigenes Zimmer, da meine älteren Geschwister bereit waren, ihre Zimmer zur Verfügung zu stellen. Für uns lief unser Tag komplett anders ab als sonst. Es war früh und abends eine Organisation im Bad gefragt, aber mit einer super Absprache klappte es problemlos. Am Essentisch waren wir mit bis zu sieben Leuten eine große Runde und schnell wussten wir, was unsere Gastkinder mochten. Vom ersten Moment an waren wir eine noch größere Familie und unsere beiden Gastkinder äußerten offen ihre Fragen und Wünsche. Die Fahrdienste zur Schule und sonstige erledigten mein Bruder und meine Eltern. Da wir als Gruppe (6 Austauschschüler und 6 Gastgeberkinder), immer wenn möglich, alles am Nachmittag und am Wochenende zusammen verbringen wollten, war viel Spontanität aber auch Organisation gefragt. Da ein Drittel der Austauschschüler bei uns wohnte, kamen auch gleich mal alle zu uns, wir aber auch gleichfalls alle zusammen zu den anderen Gastgeberkindern. Wir haben täglich viel Dankbarkeit erfahren, und am Ende des Austausches gab es einen sehr tränenreichen Abschied. Die Kommunikation auf Deutsch, Russisch und Englisch klappte sehr gut und die zwei konnten sich ebenfalls untereinander austauschen.
Frage: Was hat mir das persönlich gebracht?
Ich persönlich, habe aus dem Austausch verbesserte Russisch- und Englischkenntnisse mitgenommen, habe neue Freundschaften schließen können und bin mit meinen deutschen Freunden noch mehr zusammengewachsen. Durch die Mitverantwortung für meine beiden Gastkinder habe ich noch mehr Flexibilität und Organisation gelernt.
Auf alle Fälle war es eine sehr schöne Erfahrung, auch wenn es manchmal eine etwas anstrengende Zeit war, denn es galt auch, nebenbei Schulzeug zu erledigen.
Emilia:
Frage: Was waren die schönsten Momente?
Es war sehr schön, allgemein Zeit mit unserer Gruppe zu verbringen. Es gab sehr viele schöne Momente. Dazu zählten der gemeinsame Ausflug in die sächsische Schweiz, der Ausflug nach Berlin sowie die Ausflüge nach Dresden. Besonders schön waren aber vor allem die gemeinsamen Abende, bei denen wir viel Zeit hatten, uns auszutauschen und gemeinsam viel Spaß zu haben.
Frage: Was hat mir das persönlich gebracht?
Ich habe wunderbare neue Leute kennengelernt, mit denen wir eine unvergessliche Zeit hatten. In diesen 10 Tagen haben sich für mich Freundschaften fürs Leben gebildet. Außerdem habe ich durch die Kommunikation in Russisch jetzt das Gefühl, die Sprache besser verstehen und sprechen zu können.
Vitus:
Frage: Wie haben unsere Geschwister das erlebt?
Meine kleinen Brüder waren anfangs etwas zurückhaltend und unsicher. Mit der Zeit kamen sie aber relativ gut klar mit der Situation. Obwohl es natürlich sprachliche Schwierigkeiten gab, hatten sie trotzdem viel Spaß am Austausch. Mein mittlerer Bruder lernte sogar einige neue Wörter. Gebracht hat mir der Austausch 10 schöne Tage, Kontakt zu sechs sehr sympathischen Menschen und leicht verbesserte Sprachkenntnisse.
Jessica:
Frage: Wie verständigten wir uns?
Wir kommunizierten auf allen Sprachen, die wir beherrschen. Von verbalen Sprachen wie Englisch, Deutsch und Russisch bis zur nonverbalen Sprache der Hände und Füße. Meistens unterhielten wir uns auf Englisch. Doch durch direkte Übersetzung aus der Muttersprache entstanden hin und wieder auch Kommunikationsschwierigkeiten. (Doch mit Hilfe von ÜbersetzerApps und meinen muttersprachlichen Kenntnissen in Deutsch und Russisch konnten diese schnell bewältigt werden.) Abschließend kann man sagen, dass wir trotz unterschiedlicher Muttersprachen uns sehr gut verstanden haben.
Jessica.
Reflexionen zum Kinderferienlager 2024
Nastja:
Die Kinder erlebten viele besondere Momente während des Ferienlagers. Eine Schiffsfahrt auf der Elbe bot ihnen die Gelegenheit, die malerische Landschaft zu genießen und einfach mal abzuschalten. Besonders aufregend war auch der Besuch der Felsenbühne Rathen, wo sie die Aufführung von
„Petterson und Findus“ bestaunten. Darüber hinaus hatten sie viel Spaß bei Schatzsuchen und Spielen im Freien, die von uns Betreuern organisiert wurden.
Kommunikation
Sarah :
Den ganzen Tag waren wir von verschiedenen Sprachen umgeben – natürlich Deutsch und Ukrainisch, die Kommunikation zwischen Betreuern, Lehrkräften und Kindern fand auf Russisch oder Englisch statt. Trotz der Sprachbarriere konnten wir uns gut verständigen. Ich habe mich darin geübt, mich möglichst kurz und einfach auszudrücken – weniger ist manchmal mehr. Außerdem habe ich gelernt, mich mit Händen und Füßen zu artikulieren. Die Kinder halfen sich auch gegenseitig beim Übermitteln von Informationen. Im Notfall war uns der Google Übersetzer eine Hilfe.
Ich war erstaunt wie schnell die Kinder Vertrauen fassten und mit Problemen zu mir kamen. Am Ende waren sie sehr traurig, dass die gemeinsame Zeit in Deutschland vorbei war. Die Dankbarkeit für die Erlebnisse und die Auszeit waren zu spüren. Für die Erfahrungen, die auch ich in der Woche sammeln durfte, bin ich sehr dankbar.
Celina:
Die Kommunikation war, wie zu erwarten schwierig, gestaltete sich aber dennoch als Bereicherung für den Aufenthalt. Man lernte sich einfach auszudrücken und sich auch ohne Worte zu verstehen, dadurch bekam man ganz schnell mit, dass es manchmal reicht, einfach zuzuschauen und die einfache Art der Kinder auf sich wirken zu lassen. Am Ende der Woche erkannte man, dass die verbale Kommunikation nur ein Teil des Verständnisses eines Menschen ist und Erlebnisse, kreative Gruppenarbeiten und Zusammenhalt, Menschen noch mehr verbinden als Gespräche. Man gewöhnte sich an eine andere Art der Kommunikation, die sich als sehr viel wertvoller und erfüllender entpuppte, als zu erwarten war. Ohne viele Worte auszutauschen lernte man den Charakter jeder einzelnen Kinder kennen und wusste, wie man sich verhalten konnte und wann man vielleicht mal schimpfen muss. Dabei merkte man Unterschiede in der Erziehung der Kinder, und dass wir manches Verhalten nicht hinnehmen wollten. Natürlich gab es auch Probleme, die sich als simple Kommunikationsschwierigkeiten herausstellten, welche aber dank der Muttersprachler vor Ort geklärt werden konnten. Die Erfahrung hat jeden einzelnen von uns geprägt und wenn man am Anfang noch gedacht hat, man wird aufgrund der wenigen Kommunikation weniger gemocht werden, der wurde eines Besseren belehrt.
Der Ukraine-Austausch 2022
Dass der Schüleraustausch zwischen unserer Partnerschule in Obuchiv und dem Lößnitzgymnasium in diesen verrückten Zeiten umsetzbar war, scheint immer noch unwirklich. Jedoch besuchten uns im Herbst 2022 sechs Schüler und Schülerinnen aus der Ukraine und verbrachten eine erlebnisreiche Woche hier.
Die Woche begann mit ihrer Ankunft am Freitag. Abends trafen sich alle teilnehmenden Familien im grünen Klassenzimmer mit ihren Austauschschülern, den Schülern, deren Austauschpartner aus verschiedensten Gründen leider nicht dabei sein konnten und die begleitenden Lehrerinnen Frau Schubert, Frau Sonnenburg und Frau Parschina, um die bevorstehende Zeit gemeinsam einzuläuten .
Es war der Einklang zum Wochenende, welches die Familien individuell verbrachten. Für die meisten ging es am Freitag noch auf das Weinfest. Am Sonntag fuhren alle Familien in die Sächsische Schweiz unabhängig voneinander und trafen dort teils überraschend aufeinander. Die Austauschschüler waren von der Aussicht schwer beeindruckt und mit diesen gesammelten Eindrücken ging es dann am Montag in die Schule.
Neben Fächern wie Musik, welches für die Schüler und Schülerinnen etwas besonderes war, zumal dieses so nicht in unserer Partnerschule unterrichtet wird, stand der Besuch im Rathaus an. Die Schüler wurden dort noch einmal vom Oberbürgermeister begrüßt und erfuhren einiges über die Stadt.
So wie die deutschen Schüler, hatten auch die Austauschpartner Unterricht. Einige Klassen bereiteten extra etwas vor, um den Unterricht zu etwas Besonderem zu machen. Ich erinnere mich persönlich besonders gern an die Zeit, wenn die Schule vorbei war und ich mit meiner Gastschülerin nach Hause fahren konnte und wir gemeinsam den Nachmittag verbrachten. Wir trafen unsere Freunde abends und spielten Mario Kart, gingen Pizza essen oder kochten gemeinsam. Immer wieder ein dreisprachiges Vergnügen mit viel Gelächter.
Neben den selbstständigen Unternehmungen, fuhren wir auch noch nach Leipzig und Berlin als komplette Gruppe unter der Begleitung der Lehrerinnen. Die Ausflüge waren toll organisiert und wir bekamen viel zu sehen.
Mit jedem Tag lernte ich, so wie es die anderen von sich wahrscheinlich auch sagen würden, meine Austauschschülerin immer besser kennen. Wir wurden wirklich gute Freundinnen, was den Abschied am Samstag umso schwerer machte. Ehemalige Unsicherheiten und Sprachbarrieren waren abgelegt und wir wollten uns einfach nicht gehen lassen, ohne das Wissen, ob wir uns jemals wiedersehen werden und wie es der jeweils anderen ergehen wird. Doch der Abschied kam und wir beide weinten bitterlich. Der Kontakt besteht weiterhin und ich bin mehr als froh, an diesem wunderbaren Austausch unter der Leitung von Frau Schubert teilgenommen zu haben. Die Freunde, das Wissen und die gemeinsame Zeit werden mir hoffentlich immer bleiben und dafür bin ich unfassbar dankbar.
Luise Engel, 11/2
Ukraine – Erfahrungen
Die Entscheidung am Schüleraustausch mit der Ukraine teilzunehmen, war vermutlich einer der besten die ich jemals treffen konnte, auch wenn das Gefühl von Angst vor dem mir noch vollkommen Fremden, als wir am Kiewer Flughafen landeten, mich erst einmal das Gegenteil glauben ließ.
Ich hatte bis zu dem Zeitpunkt unterschätzt, wie groß die Herausforderung werden könnte mit einer mir unvertrauten Familie, die einen möglicherweise aufgrund sprachlicher Barrieren auch gar nicht versteht, zwei Wochen lang zusammenzuleben. Doch diese Angst, die sich bis zu dem ersten Zusammentreffen immer weiter aufbaute, war, wie sich herausstellte, unbegründet. Ich hatte die Chance, mich zwei Wochen lang mit einer unglaublich gastfreundlichen Familie auszutauschen. Das Essen, das meine Gastmama gekocht und gebacken hat, war очень вкусно (sehr lecker) und ich war von der generellen Fürsorge überwältigt. Gut, die Verständigung hat uns manchmal Probleme bereitet, doch wo mein Russisch aufhörte, kam man mit Händen und notfalls auch einem Übersetzer ziemlich gut weiter. Meine Austauschschülerin und ich verstanden uns auf Anhieb und sind heute noch Freunde. Wir waren fast jeden Abend bis spät in die Nacht wach und haben geredet über alles Mögliche, so dass es auch ab und zu vorkam, dass wir am nächsten Tag zu spät oder auch sehr müde in die Schule kamen. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, Kiew und die Umgebung genauer kennenzulernen und durch das Knüpfen von neuen Freundschaften die eigene Schüchternheit abzubauen. Außerdem fand ich es interessant, mehr über innerpolitische Konflikte bzw. Spannungen und generell die mir vorher unbekannte ukrainische Gesellschaft vor Ort mitzubekommen. Besonders der Besuch im Kiewer Museum, welches der Geschichte der Ukraine unter deutscher Besatzung im 2. Weltkrieg und den damit verbundenen Verbrechen an der Menschheit gewidmet war, hat mich emotional sehr berührt und mir gleichzeitig näher gebracht, wie positiv und notwendig Austausche wie diese zwischen verschiedenen Kulturen sind. Der Wechsel der Perspektive, die Betrachtung der Geschehnisse aus ukrainischer Sicht, hat sehr viel zur Weiterbildung meines Geschichtsverständnisses beigetragen. Insgesamt war der Aufenthalt in der Ukraine für mich eine gänzlich neue Erfahrung, besonders da ich zuvor noch nie so weit östlich gewesen war. Mich hat er zum Nachdenken angeregt, mein Interesse für außenpolitische Konflikte bzw. Geschichte geweckt, mir die Möglichkeit gegeben, neue Kontakte zu knüpfen und gleichzeitig auch noch zu meiner Persönlichkeitsentwicklung positiv beigetragen. Eine Teilnahme kann ich nur weiterempfehlen, besonders da die Betreuung durch die Lehrer und das von ihnen erstellte Programm für den Aufenthalt trotzdem viel Freiräume, aber gleichzeitig auch Sicherheit und Struktur vorgegeben haben.
Antonia Werner, 12