Am 19.06.2017 unternahm unsere Klasse, die 9/3, eine Geschichtsexkursion nach  Terezín (deutsch Theresienstadt), einem ehemaligen Ghetto, wo wir eine Führung machten und mit einer Zeitzeugin sprachen.

Theresienstadt entstand Ende des 18. Jahrhunderts. Den Grundstein legte Joseph II. und benannte die Stadt nach seiner Mutter Maria Theresia. Ursprünglich sollte Theresienstadt Flussübergänge über Elbe und Eger sichern und vor allem Angreifer aus Preußen daran hindern, in Richtung Prag vorzurücken. In den darauffolgenden zehn Jahren wurde Theresienstadt zu einer für damalige Verhältnisse hochmodernen Festung ausgebaut. Zu einem befürchteten Angriff kam es allerdings nie.

Da die Militärstadt einen strategisch günstigen Aufbau hatte, wurde im November 1941 die Hauptfestung von den Nazis erstmals als Ghetto für Menschen genutzt, die in den Augen der Nazis als Juden galten. Der Öffentlichkeit vermittelten die Nazis, dass Theresienstadt ein „autonomes jüdisches Siedlungsgebiet“ sei. Anfangs wurden die Juden in Kasernen untergebracht. Als aber immer mehr jüdisch definierte Menschen nach Theresienstadt gebracht wurden und kein Platz mehr in den Kasernen war, wurde die Zivilbevölkerung zwangsausgesiedelt, damit die ganze Stadt für die Unterbringung von Juden genutzt werden konnte. Theresienstadt wurde so zu einem Sammel- und Durchgangslager für Juden.

Im Durchschnitt wurden 30.000 jüdisch definierte Menschen in dieser Stadt untergebracht, welche eigentlich nur für 7.000-8.000 Bewohner ausgelegt war. Durch den strukturierten Aufbau von Theresienstadt waren gerade einmal 20-30 SS-Soldaten zur Bewachung der Juden nötig. Dazu kamen noch 150 jüdische Ghettowachmänner.

In diesem Lager herrschten unmenschliche Bedingungen. Unsere Zeitzeugin Doris Grozdanovičová erzählte uns beispielsweise, dass sie sich nur ein- bis zweimal im Monat duschen durfte. Zudem wohnte sie mit 10-20 Menschen auf engstem Raum, weshalb sich Krankheiten extrem schnell verbreiteten und es eine schlechte medizinische Versorgung gab. Auch zu essen gab es nur sehr wenig. Deshalb starben täglich viele Menschen an Unterernährung, Krankheiten, usw.

Als im September 1942 die Insassenzahl Höchstwerte von ca. 58.000 Gefangenen erreichte, starben täglich sogar bis zu über hundert Juden. In Theresienstadt starben von 141.000 Insassen ungefähr 33.000 jüdisch definierte Menschen und 87.000 wurden nach Auschwitz ins Vernichtungslager geschickt. Unter den Ermordeten befanden sich tausende Kinder, von welchen viele Zeichnungen und Symbole erhalten blieben. Diese haben wir bei unserer Führung gesehen.

Unsere Zeitzeugin hat all das miterlebt und hat sich dazu entschlossen, jüngeren Generationen von ihren Erfahrungen zu erzählen, damit diese Zeiten trotz ihrer Grausamkeit nicht in Vergessenheit gerät und sich nicht wiederholt.

Doris selbst wurde mit 15 Jahren nach Theresienstadt gebracht und musste fünf lange Jahre in Theresienstadt verbringen. Ihr Vater und ihr Bruder wurden nach Auschwitz transportiert und ihre Mutter und ihre Großmutter starben in Theresienstadt. Da Doris als arbeitsfähig angesehen wurde, musste sie schon von Anfang in der Landwirtschaft arbeiten.                   Wie sie uns erzählte, war das für sie ein großes Glück, da sie viel Zeit draußen in der Natur verbringen konnte. In den letzten Jahren ihres Aufenthalts in Theresienstadt hütete Doris Schafe, welche bis heute für sie ihr Überleben symbolisieren. Mit 19 Jahren wurde Doris Grozdanovičová im Mai 1945 von der Roten Armee befreit. Im Juni 1945 traf sie endlich ihren Bruder wieder, der außer ihr der einzige Überlebende ihrer Familie war.                             Auf unsere Frage, ob sie gläubig ist, oder es jemals war, antwortete Doris ganz entschieden mit „Nein.“. Wenn es einen Gott geben würde, würden heute nicht so viele schreckliche Dinge passieren und wären es damals auch nicht.

 

Wir als Klasse sind sehr dankbar über diese Exkursion, da sie absolut interessant und wichtig war, aber auch leider extrem erschütternd und emotional. Für uns ist es kaum vorstellbar, dass solche Dinge jemals passiert sind. Auch wenn wir die Geschehnisse nicht rückgängig machen können, können wir zumindest aus der Vergangenheit lernen und es in Zukunft besser machen.