Lößnitzgymnasium
Radebeul

Schüleraustausch mit der Ukraine

Seit April 2011 bietet das Lößnitzgymnasium Radebeul den Russischschülern die Möglichkeit, an einem Austausch in den ostslawisch sprechenden Raum teilzunehmen. Die Verständigung klappt über Deutsch, Russisch und Englisch. Unsere Partnerschule ist die 5. spezialisierte Mittelschule in Obuchiv, Radebeuls Partnerstadt vor den Toren Kiews. Bisher führten wir fünfmal einen Austausch durch, der jeweils einen Aufenthalt in der Ukraine und einen in Deutschland beinhaltet. Während des Austauschs sind die Schüler in Gastfamilien untergebracht, besuchen den Unterricht mit und erleben Schulalltag und vielfältige Unternehmungen, z.B. gehört stets ein Tagesausflug nach Berlin dazu, ein gemeinsamer Besuch des Historischen Grünen Gewölbes in Dresden, in Kiew der Besuch des Höhlenklosters. Alles Weitere wird den Wünschen angepasst.

Bei Fragen wenden Sie sich an Frau Schubert.

Der Ukraine-Austausch 2022

Dass der Schüleraustausch zwischen unserer Partnerschule in Obuchiv und dem Lößnitzgymnasium in diesen verrückten Zeiten umsetzbar war, scheint immer noch unwirklich. Jedoch besuchten uns im Herbst 2022 sechs Schüler und Schülerinnen aus der Ukraine und verbrachten eine erlebnisreiche Woche hier.

Die Woche begann mit ihrer Ankunft am Freitag. Abends trafen sich alle teilnehmenden Familien im grünen Klassenzimmer mit ihren Austauschschülern, den Schülern, deren Austauschpartner aus verschiedensten Gründen leider nicht dabei sein konnten und die begleitenden Lehrerinnen Frau Schubert, Frau Sonnenburg und Frau Parschina, um die bevorstehende Zeit gemeinsam einzuläuten .
Es war der Einklang zum Wochenende, welches die Familien individuell verbrachten. Für die meisten ging es am Freitag noch auf das Weinfest. Am Sonntag fuhren alle Familien in die Sächsische Schweiz unabhängig voneinander und trafen dort teils überraschend aufeinander. Die Austauschschüler waren von der Aussicht schwer beeindruckt und mit diesen gesammelten Eindrücken ging es dann am Montag in die Schule.
Neben Fächern wie Musik, welches für die Schüler und Schülerinnen etwas besonderes war, zumal dieses so nicht in unserer Partnerschule unterrichtet wird, stand der Besuch im Rathaus an. Die Schüler wurden dort noch einmal vom Oberbürgermeister begrüßt und erfuhren einiges über die Stadt.
So wie die deutschen Schüler, hatten auch die Austauschpartner Unterricht. Einige Klassen bereiteten extra etwas vor, um den Unterricht zu etwas Besonderem zu machen. Ich erinnere mich persönlich besonders gern an die Zeit, wenn die Schule vorbei war und ich mit meiner Gastschülerin nach Hause fahren konnte und wir gemeinsam den Nachmittag verbrachten. Wir trafen unsere Freunde abends und spielten Mario Kart, gingen Pizza essen oder kochten gemeinsam. Immer wieder ein dreisprachiges Vergnügen mit viel Gelächter.
Neben den selbstständigen Unternehmungen, fuhren wir auch noch nach Leipzig und Berlin als komplette Gruppe unter der Begleitung der Lehrerinnen. Die Ausflüge waren toll organisiert und wir bekamen viel zu sehen.
Mit jedem Tag lernte ich, so wie es die anderen von sich wahrscheinlich auch sagen würden, meine Austauschschülerin immer besser kennen. Wir wurden wirklich gute Freundinnen, was den Abschied am Samstag umso schwerer machte. Ehemalige Unsicherheiten und Sprachbarrieren  waren abgelegt und wir wollten uns einfach nicht gehen lassen, ohne das Wissen, ob wir uns jemals wiedersehen werden und wie es der jeweils anderen ergehen wird. Doch der Abschied kam und wir beide weinten bitterlich. Der Kontakt besteht weiterhin und ich bin mehr als froh, an diesem wunderbaren Austausch unter der Leitung von Frau Schubert teilgenommen zu haben. Die Freunde, das Wissen und die gemeinsame Zeit werden mir hoffentlich immer bleiben und dafür bin ich unfassbar dankbar.

Luise Engel, 11/2

 

 

Ukraine – Erfahrungen

Die Entscheidung am Schüleraustausch mit der Ukraine teilzunehmen, war vermutlich einer der besten die ich jemals treffen konnte, auch wenn das Gefühl von Angst vor dem mir noch vollkommen Fremden, als wir am Kiewer Flughafen landeten, mich erst einmal das Gegenteil glauben ließ.

Ich hatte bis zu dem Zeitpunkt unterschätzt, wie groß die Herausforderung werden könnte mit einer mir unvertrauten Familie, die einen möglicherweise aufgrund sprachlicher Barrieren auch gar nicht versteht, zwei Wochen lang zusammenzuleben. Doch diese Angst, die sich bis zu dem ersten Zusammentreffen immer weiter aufbaute, war, wie sich herausstellte, unbegründet. Ich hatte die Chance, mich zwei Wochen lang mit einer unglaublich gastfreundlichen Familie auszutauschen. Das Essen, das meine Gastmama gekocht und gebacken hat, war очень вкусно (sehr lecker) und ich war von der generellen Fürsorge überwältigt. Gut, die Verständigung hat uns manchmal Probleme bereitet, doch wo mein Russisch aufhörte, kam man mit Händen und notfalls auch einem Übersetzer ziemlich gut weiter. Meine Austauschschülerin und ich verstanden uns auf Anhieb und sind heute noch Freunde. Wir waren fast jeden Abend bis spät in die Nacht wach und haben geredet über alles Mögliche, so dass es auch ab und zu vorkam, dass wir am nächsten Tag zu spät oder auch sehr müde in die Schule kamen. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, Kiew und die Umgebung genauer kennenzulernen und durch das Knüpfen von neuen Freundschaften die eigene Schüchternheit abzubauen. Außerdem fand ich es interessant, mehr über innerpolitische Konflikte bzw. Spannungen und generell die mir vorher unbekannte ukrainische Gesellschaft vor Ort mitzubekommen. Besonders der Besuch im Kiewer Museum, welches der Geschichte der Ukraine unter deutscher Besatzung im 2. Weltkrieg und den damit verbundenen Verbrechen an der Menschheit gewidmet war, hat mich emotional sehr berührt und mir gleichzeitig näher gebracht, wie positiv und notwendig Austausche wie diese zwischen verschiedenen Kulturen sind. Der Wechsel der Perspektive, die Betrachtung der Geschehnisse aus ukrainischer Sicht, hat sehr viel zur Weiterbildung meines Geschichtsverständnisses beigetragen. Insgesamt war der Aufenthalt in der Ukraine für mich eine gänzlich neue Erfahrung, besonders da ich zuvor noch nie so weit östlich gewesen war. Mich hat er zum Nachdenken angeregt, mein Interesse für außenpolitische Konflikte bzw. Geschichte geweckt, mir die Möglichkeit gegeben, neue Kontakte zu knüpfen und gleichzeitig auch noch zu meiner Persönlichkeitsentwicklung positiv beigetragen. Eine Teilnahme kann ich nur weiterempfehlen, besonders da die Betreuung durch die Lehrer und das von ihnen erstellte Programm für den Aufenthalt trotzdem viel Freiräume, aber gleichzeitig auch Sicherheit und Struktur vorgegeben haben.

Antonia Werner, 12